Willst du wirklich führen? - Weshalb Führung eine Entscheidung für Beziehungsarbeit sein sollte

von | 09.01.25 | Führung, Psychologie

Du bist die perfekte Führungskraft: fachlich top, organisiert und motiviert. Nur diese nervigen Menschen im Team stören deine Exzellenz? Dann wird es Zeit für eine Gewissensfrage.

Willst du wirklich führen? Bereit für Beziehungen?

Kommt dir das bekannt vor?

Montagmorgen, 8 Uhr. Eigentlich wüsstest du, was du diese Woche inhaltlich alles schaffen willst. Wäre da nicht die Arbeit im Team. Zwei Mitarbeitende sind im Dauerkonflikt, eine wichtige Kraft will ein Personalgespräch, eine ist krank, die Stimmung angespannt und du sollst für ein neues Projekt motivieren. Kommt dir das bekannt vor?

Von der Fachkraft zur Führungskraft: Eine bewusste Entscheidung?

Die meisten von uns sind hier gelandet, weil wir irgendwann fachlich überzeugt haben. Der nächste Karriereschritt bedeutete eben Personalverantwortung. Und seien wir uns ehrlich: Hast du dir damals die Frage gestellt, ob du wirklich führen willst und kannst? Führung ist oft also Mittel zum Zweck der Karriereleiter.

Die Erkenntnis: Führung ist Beziehungsarbeit

Aus dieser Selbstverständlichkeit hat mich vor einigen Jahren die Bemerkung eines geschätzten Führungstrainers geholt. In der Kaffeepause des Trainings meinte er eher beiläufig: „Also ich wollte ja nie eine Führungsposition übernehmen. Das habe ich für mich schon früh entschieden.“ Führung einfach abwählen? Nein dazu sagen? Seine Aussage sprach einen Teil in mir sehr unvermittelt an. Den Teil, der damals auch am liebsten Nein gesagt hätte, der noch nicht bereit für Beziehungsarbeit war.

Wie sieht es bei dir aus? Hast du Lust auf Menschen? Auf Beziehungsarbeit?

Die meisten Führungskräfte denken anfangs, ihre Rolle sei vor allem fachliche Verantwortung und das Management von Aufgaben. Doch wer führt, merkt bald: Der wahre Kern der Führungsarbeit sind die Menschen und die Beziehungen zu ihnen. Prozesse, Aufgaben, Methoden, Organisation…alles nachgelagert.

Beispiel Konflikt im Team: Auf der fachlichen Ebene ein Hindernis, das gelöst werden muss. Doch auf der Beziehungsebene zeigt sich hier oft die Chance zu nötigen Klärungen. Das erfordert Geduld, Empathie und die Bereitschaft, genau hinzuhören und die Menschen hinter den Rollen zu sehen.

Reflexionsfrage:

Wie authentisch fühlst du dich in deinem Führungsalltag? Gibt es Bereiche, in denen du gerne mehr „du selbst“ sein würdest?

Management versus Führung

Zwischen Management und Führung gibt es einen entscheidenden Unterschied: Management fokussiert auf Prozesse und Ergebnisse, während Führung an die Verbindungsebene zum Menschen geht. Die Herausforderung liegt darin, inmitten der alltäglichen Aufgaben und des Zeitdrucks offen für die zwischenmenschlichen Bedürfnisse zu bleiben. Und da sind wir beim Punkt:

Wie steht es um deine innere Stabilität und Fähigkeit, Beziehungen herzustellen?

Die Grundvoraussetzung: Innere Stabilität und Beziehungsfähigkeit

Diese Art der Beziehungsarbeit kann eine Belastung sein, wenn wir tief drin eigentlich auf Distanz zu Menschen sind. Ich konnte das lange nicht. Beziehungsfähigkeit hatte ich nie richtig gelernt. So blieb Führung für mich lange eine funktionale, menschenleere Rolle. Die gute Nachricht: Das lässt sich ändern, und es lohnt sich.

Nur wer sich im Innern selbst sicher fühlt, kann zu einem Umfeld beitragen, in dem auch andere sich sicher und gesehen fühlen. Führungskräfte, die eigene Unsicherheiten verdrängen, bleiben oft auf Distanz, agieren rein fachlich oder dominant oder vermeiden schwierige Themen – so bleibt echte Bindung aus. Menschen spüren, ob du ihnen wirklich zugewandt bist, und genau das schafft Vertrauen. Und Vertrauen ist die Grundlage funktionierender Teams.

Psychologische Sicherheit im Team erfordert echte Verbundenheit, die über bloße Organisation der Arbeit hinausgeht. Dabei profitierst auch du selbst: Wer alte Kompensationsstrategien wie Ausweichen oder Perfektionismus durch neue Sicherheiten ersetzt, entwickelt langfristig mehr Zufriedenheit – und zwar nicht nur in der Führungsrolle, sondern im gesamten Leben.

Denn wenn Du innerlich gefestigt bist, führt das zu weniger Stress und mehr Erfüllung im Alltag. Die Herausforderung der Führung wird dann nicht mehr zur Last, sondern zu einer bereichernden Aufgabe, die Dir hilft, persönlich zu wachsen und gesunde Beziehungen zu leben. Gerade, wer an dieser Aussage Zweifel hat, ist eingeladen, weiterzulesen.

Der Weg zur Veränderung: Muster erkennen und neue Wege gehen

Jeder Mensch strebt grundsätzlich nach Verbindung zu anderen. Das hat die Evolution so in uns angelegt. Sonst hätten wir Menschen uns nicht so erfolgreich entwickeln können. Doch frühe Erfahrungen haben uns oft gelehrt, dass wir Sicherheit über Umwege „erkaufen“ müssen – Leistung, People Pleasing, Meinung zurückhalten, Machtpositionen usw.
Wer also Führung bisher eher belastend empfindet, sollte sich seine Muster dahinter anschauen.  Der Weg zu besserer Führung verläuft über dich selbst, über das Verstehen eigener Muster und deren Ersetzung durch positive Lösungsansätze.

Welche Reaktionen und Verhaltensmuster hast du Dir angeeignet, die dich nur oberflächlich „absichern“? Welche sind in Wahrheit eher destruktiv?

Übung:

Setze dich für ein paar Minuten hin und reflektiere, welche alten Muster du selbst zur „Absicherung“ verwendest (z. B. perfektionistisch sein, Dinge aussitzen, Kontrolle oder Klarheit vermeiden, häufig widersprechen oder beständig nicken bzw. zustimmen und so weiter?). Welche dieser Muster möchtest du gerne loslassen?

Die Notwendigkeit von Begleitung: Warum wir Unterstützung brauchen

Führungsentwicklung ist also Persönlichkeitsentwicklung. Ja, das ist Arbeit, aber sie lohnt sich. Und sie braucht Begleitung, denn Beziehung darf gelernt werden.  Außerdem können wir eigene Muster und blinde Flecken nur selten alleine erkennen. Hier sind Begleiter und Impulsgeber an deiner Seite unverzichtbar – Menschen, die Dich ehrlich reflektieren, inspirieren und in herausfordernden Momenten unterstützen können. Denn schließlich geht es um die Einübung neuer Muster. Professionelle Begleitung ist dabei keine Schwäche, sondern Ausdruck guter persönlicher Führung.

Das Ziel: Verbundenheit als Schlüssel zu erfolgreicher Führung

Am Ende dieses Weges steht eine tiefere Verbundenheit – sowohl mit dir selbst als auch mit deinem Team. Diese Verbundenheit ist der Schlüssel zu echter, freudvoller Leistung und schafft ein Umfeld, in dem Vertrauen, Offenheit und Wachstum möglich sind.

Traue Dich, diesen Weg zu gehen. Denn Führung ist mehr als eine Rolle – sie ist eine Einladung, mit Menschen auf Augenhöhe zu arbeiten und gemeinsam zu wachsen.

Übung:

Stell dir vor, deine Teammitglieder danken dir für deine Klarheit und dafür, dass du sie aktiv entwickelst! Wie wäre das Gefühl, auch im Job du selbst sein zu können, ohne sich zu verstellen, und sich dabei für deine Leute und deren Erfolge freuen zu können?
Heute weiß ich, dass das geht und sich großartig anfühlt. Join the club!

PS: Schau auch gerne in diese Checkliste, um deinen Beziehungstyp im Arbeitsumfeld zu erkunden!

Dir gefällt der Artikel? Dann teile ihn gerne über …

Das könnte dich auch interessieren …

Omega 3 als Grundlage für Nahrungsergänzung

Omega 3 als Grundlage für Nahrungsergänzung

Nahrungsergänzungsmittel sind für Führungskräfte eine beliebte Unterstützung ihrer Gesundheit. Damit sie aber auch dort ankommen, wo sie hin sollen, fehlt leider oft die Grundlage: Omega 3Omega 3 als Basis für eine richtige NahrungsergänzungGehörst du auch zu den gesundheitsbewussten Führungskräften, wie ich, die morgens alle möglichen Vitamine, Mineralstoffe und...

mehr lesen
Führen durch psychologische Sicherheit

Führen durch psychologische Sicherheit

Warum das Harvard-Konzept der psychologischen Sicherheit in der Führung oft nur Theorie bleibt – und weshalb dein Nervensystem das fehlende Puzzlestück ist, um wirklich erfolgreiche Teams zu führen.Psychologische Sicherheit im Team - jetzt mal ehrlichWer kennt nicht die Führungsidee von der "psychologischen Sicherheit"? In fast jedem Führungskräftetraining wird...

mehr lesen
Die Polyvagal-Theorie einfach erklärt

Die Polyvagal-Theorie einfach erklärt

Wenn du wissen willst, wie neuro-basierte Führung wirkt, dann wirf mal einen Blick auf die Erkenntnisse dahinter. Wichtige Grundlagen hat uns die sogenannte Polyvagal-Theorie geschenkt. Klingt schrecklich, aber ist ein Segen.Wie unser Nervensystem unser Verhalten bestimmt"Poly... was?" – Ich muss zugeben, der Name ist ziemlich sperrig. Doch was sich hinter der...

mehr lesen

Kontakt

Klaus Plaschka
Sparringspartner & Executive Coach

Metropolregion München
mail@klausplaschka.de

Social Media

Direktnachricht über

© 2025 Klaus Plaschka