Kann man Führung lernen?

Du hast schon zig Führungsseminare besucht und kennst viele Tools und Ratschläge – und trotzdem bringt dich dieser eine Mitarbeiter regelmäßig zur Weißglut? Trotzdem graut dir vor Mitarbeitergesprächen? Willkommen im Club! Erfahre hier, um was es bei Führung wirklich geht und wo die eigentlichen Ansatzpunkte sind, um sich als Führungskraft zu entwickeln.

Kann man also Führung lernen? Was würdest du sagen?

Die Frage klingt zunächst recht einfach. Und so gehen die meisten Unternehmen auch damit um. Gibt es doch so viele Seminare, Kurse und andere Angebote, die wir als Führungskräfte schon durchlaufen haben, mit dem Ziel, am Ende besser, sprich effektiver führen zu können. Methoden lernen, Tools beherrschen, fertig ist die Führungskraft.

So einfach wie ein Elternführerschein?

Kleiner Perspektivwechsel: Können wir lernen, gute Eltern zu sein? Die Analogie macht deutlich: Auch hier gibt es unzählige Ratgeber, Kurse, Coachings. Und doch würden die meisten Eltern bestätigen, dass ihre Herausforderungen viel tiefer liegen als dass Methoden hier helfen würden. Jede Entwicklungsphase der Kinder konfrontiert uns mit neuen Themen – und mit uns selbst.

So wie Kinder bei uns als Eltern unbewusste „rote Knöpfe“ drücken, sind es in der Führungsrolle die Teammitglieder oder Konflikte und Entscheidungen, die unsere inneren Muster triggern. Wirklich gute Führung setzt also nicht nur Fachwissen und Methoden voraus.

Führung ist Beziehungsarbeit – ob wir wollen oder nicht

In Kursen und Ratgebern lernen wir dazu, dass man einfach nur empathisch, zuhörend, delegierend, agil, coachend und was sonst noch alles ein muss. Ach so! Wenn mich mal wieder die subtile, unterschwellig aggressive Art des Kollegen zur Weißglut bringt, muss ich also einfach nur empathisch bleiben!? Verzeih mir, aber du verstehst, worauf ich raus will. Wo lernt man das?

Echte Führungskompetenz entsteht erst durch innere Entwicklung. Das bedeutet:

  • Sich selbst ehrlich kennenzulernen
  • Die eigenen Trigger und Muster zu verstehen
  • Neue Verhaltensweisen zu entwickeln
  • An der eigenen Beziehungsfähigkeit zu arbeiten

Ich selbst habe viele Kurse besucht und mich intellektuell schon früh mit dem Thema Führung oder Kommunikation beschäftigt. Immer dann, wenn ich bei mir bleiben konnte, war die ein oder andere Technik auch sehr nützlich. Doch sobald ich unsicher wurde, weil zwischenmenschlich getriggert, war es vorbei mit allem, was das Großhirn über Führung gelernt hatte.  

Der neurobiologische Blick: Wenn alte Muster die Führung übernehmen

Was uns im Führungsalltag triggert, hat oft eine lange Geschichte. Als Kinder haben wir Überlebensstrategien entwickelt. Klingt dramatisch und tatsächlich haben wir als Kinder manche Situationen genauso erlebt, wenn uns unsere Eltern nicht die Sicherheit geben konnten, die wir gebraucht hätten. Deshalb haben wir Muster gebildet, um die damalige Überforderung zu kompensieren – die Gehirnforschung spricht von „neuronalen Autobahnen“. Diese steuern noch heute unbewusst unser Verhalten:

  • etwa ein Kontrollzwang als Antwort auf frühere Ohnmacht
  • oder Konfliktvermeidung aus alter Anpassung
  • oder Dominanz aus gelernter Selbstbehauptung, um Anerkennung zu bekommen

Reflexionsfrage:

Welches Verhaltensmuster kennst du von dir, das sich in stressigen Führungssituationen immer wiederholt?

Wann ist es angebracht, neue Autobahnen für deine Führungsmuster zu bauen?

Hier einige Anzeichen:

  1. Du fühlst dich nach Teammeetings erschöpft oder seltsam überdreht
  2. Bestimmte Mitarbeitertypen triggern dich regelmäßig
  3. Du vermeidest schwierige Gespräche oder Entscheidungen
  4. Konflikte im Team belasten dich bis in den Schlaf
  5. Du fühlst dich in deiner Führungsrolle oft nicht authentisch

Erste Schritte zur Veränderung

1. Selbstreflexion vertiefen

  • Führe ein Triggertagebuch. Was sind deine roten Knöpfe?
  • Notiere Situationen, die dich besonders belasten
  • Erkenne wiederkehrende Muster

2. Feedback einholen

  • Suche dir einen Sparringspartner, vertrauten Kollegen oder Coach
  • Hole dir ehrliche Rückmeldungen ein, wie dein Verhalten wahrgenommen wird
  • Bleibe offen für „blinde Flecken“, die dir rückgemeldet werden

3. Professionelle Begleitung nutzen

  • Coaching für Persönlichkeitsentwicklung
  • Supervision für konkrete Führungssituationen
  • Peer-Groups zum Austausch

Praxisübung:

Nimm dir heute 10 Minuten Zeit und notiere drei Führungssituationen der letzten Woche, die dich emotional besonders beschäftigt haben. Was genau hat dich dabei getriggert?

Fazit: Führung entwickeln statt lernen

Ja, Führung lässt sich hervorragend entwickeln – aber primär durch deine persönliche Entwicklung. Der Weg zu authentischer Führung führt nun mal über das Verstehen der eigenen Persönlichkeit. Erst wenn wir unsere Muster kennen und neue „neuronale Wege“ bahnen, können wir echte Beziehungen zu unseren Teammitgliedern aufbauen.

Gute Führung bedeutet letztlich, eine Kultur der Sicherheit und des Vertrauens zu schaffen. Das gelingt nur, wenn zwischen unserem Handeln und unserem inneren Erleben keine Lücke klafft. Tools und Methoden können wir lernen – authentisches Führungsverhalten dürfen viele erst entwickeln.

Du möchtest mehr über deinen persönlichen Weg zu wirkungsvoller Führung erfahren? Lass uns gemeinsam schauen, wo du stehst und welche Entwicklungsschritte für dich die richtigen sind.

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